Am 18. Oktober 2011 ist meine zweite Hüfte, diesmal die linke, operiert worden. Heute, fünf Tage später, kann ich schon wieder auf meinem Keilkissen sitzen und mit Blick in den Klinik-Park am PC schreiben.
Ich habe inzwischen ein ABC zusammengestellt – mit Begriffen von A bis Z, die für Menschen mit möglicher Hüft-OP wichtig sind. Das Keilkissen kommt dann also bei K vor. Generell werde ich aber meinen Blog in vier Kapitel unterteilen:
1. Anzeichen/Erkennen
2. Behandlungen/Einsicht/Hinauszögern
3. Operation
4. Postoperation/Reha/Zukunft
Praktischerweise beginnt das Wort „Anzeichen“ auch gleich mit A. Also: Wie schauen sie aus, die ersten Anzeichen für eine abgenützte Hüfte, eine Coxarthrose? Bei den meisten wird es wie bei mir ein schleichender Prozess sein. Vor einigen Jahren schon brach ich plötzlich beim Gehen ein. Das heißt, ich ging nichtsahnend am Arm meines Mannes spazieren und stieß plötzlich einen Schmerzensschrei aus, der meinen Mann zusammenzucken ließ. „Was ist denn los? Bist Du gestolpert? Hast Du Dir was gezerrt?“ „Nein, keine Ahnung. Da war plötzlich so ein stechender Schmerz in der Leiste.“ Die Folge einer solchen Episode war, dass ich mich in Behandlungen begab. Behandlungen diverser Natur, die ich hier nicht unbedingt in erfolgter Reihenfolge, aber dem ABC folgend schildern möchte.
Vorher aber noch weitere Anzeichen, von denen mir auch andere Betroffene immer wieder berichten. Da ist der so genannte Anlaufschmerz. Man sitzt nichtsahnend mit Freunden beim Essen am Tisch, steht auf, um was zu holen oder aufs Clo zu gehen und knickt erst einmal ein vor Schmerzen. Ups. Ganz langsam. Nach einigen Schritten geht`s wieder. Ach, war ja nicht so schlimm, denkt man. Wenn sich das häuft, werden auch die Freunde aufmerksam, die sonst eigentlich erst etwas merken, wenn man durchgehend humpelt. Vorher tippen alle auf Wirbelsäulenbeschwerden, die Bandscheibe, vielleicht das Knie? Wir haben ja alle so unsere Zipperlein, vor allem, wenn wir den 50. Geburtstag bereits gefeiert haben.
Die Folge: weitere Behandlungen. Das muss doch wegzubekommen sein! Man lebt doch eigentlich gesund. Also A wie Alexandertherapie oder Alexandertechnik (Infos: www.alexander-arbeit.com). Kaum jemand kennt diese Therapie, die auf den Erkenntnissen des australischen Schauspielers F. M. Alexander (1869-1955) beruht. Er hat auf der Bühne zunehmend Schwierigkeiten beim Sprechen bekommen, wurde immer rasch heiser. Darauf beobachtete er seine Muskeln und entwickelte eine eigene Therapie. Im wesentlichen basiert das Ganze auf dem Bewusstmachen von einschränkenden Gewohnheitsmustern. Das Mantra lautet „Aufrichtung“ – nach dem Modell der Spirale. Sehr bewährt hat sich das bei Musikern, Geigern oder Pianisten etwa, die sehr leicht beim ständigen Üben und Spielen eine verkrampfte Haltung einnehmen.
Aufmerksam wurde ich darauf durch die Friseurin meines Mannes Michael. Monika Krämer hat einen Salon im Lehel (Tel. 089/29 39 08) und hätte diesen nach einem Bandscheibenvorfall fast aufgeben müssen, wäre da nicht die rettende Alexandertechnik gewesen. Dank der Übungen konnte sie ihre Bewegungsmuster am Kunden durchbrechen und kümmert sich nun wieder schmerzfrei um die Haare vieler zufriedener Stammkunden. Weil sie gar so begeistert war, hat sie inzwischen selbst eine Ausbildung zur Alexander-Therapeutin absolviert.
Meine Therapeutin hieß Barbara Wiebe und praktiziert unweit des Deutschen Museums in München (s. Link oben). Meine Sitzungen bestanden im Wesentlichen daraus, aufmerksam zu liegen, zu sitzen und aufzustehen. „Der Kopf führt.“, ist dabei ein beliebter Satz, wenn man vom Hocker aufsteht, um möglichst entspannt zu gehen. Ich empfand das alles als sehr wohltuend – allerdings geholfen hat es meinem Problem nicht. Das bestand zu der Zeit darin, dass ich immer ganz schnell Muskelschmerzen bekommen habe, schon nach kurzen Gehstrecken. Diagnostiziert war bis dahin noch nichts Konkretes. Alle Therapeuten und Ärzte stocherten im Nebel, vermuteten u. a. Beckenblockaden, nicht richtig arbeitende tiefer liegende Muskeln aufgrund dieser Blockade.
Geholfen hat mir die Alexandertechnik nach der Hüft-OP: Es ist wichtig, aufgerichtet wieder gehen zu lernen und nicht in alte Bewegungsmuster zu verfallen, die man sich aufgrund der verkürzten Muskeln angewöhnt hat. Aber dazu später. Ich darf ja noch nicht so lange sitzen. Ich muss also das A wie Atemtechnik auf einen späteren Artikel verschieben. Ein Foto gibt`s auch später. Hoffentlich haben Sie diesen Blog in entspannter Haltung gelesen?