Es gibt ein kleines Jubiläum zu feiern, nämlich das 10-Jährige! 2012 erblickte er das Licht der Buchwelt: der Mutmach-Ratgeber aus Patientensicht, „Mut zur neuen Hüfte!“. Inzwischen ist er längst in zweiter, erweiterter und aktualisierter Auflage erschienen und hat Tausenden von Betroffenen auf ihrem Weg zur notwendigen Hüft-OP geholfen.
Die Autoren Heidi Rauch und Peter Herrchen, selbst sportlich aktive Doppel-Titanhüften-Träger, freuen sich über diesen Erfolg: „Wir bekommen wöchentlich Zuschriften von Leserinnen und Lesern, denen wir Mut machen konnten mit den Erfahrungsberichten und Fachärzte-Interviews in unserem Erfolgsbuch“, sagt Heidi Rauch. „Ich bin auch stolz, dass unsere 2016 gegründete geschlossene TEPFIT-Facebook-Gruppe über 6.200 Mitglieder zählt, die sich gegenseitig bei diversen Fragen rund um das künstliche Hüft- und Kniegelenk unterstützen“, sagt Peter Herrchen.
2014 kam der zweite Ratgeber aus Patientensicht in der Edition Rauchzeichen heraus: „Mut zum neuen Knie!“. Diesmal sind die Autoren nicht selbst betroffen, konnten aber auch im Knie-Fall vielen Patientinnen und Patienten Mut machen, den notwendigen Schritt für mehr Lebensqualität zu wagen.
„Ein toller Mutmacher, der mitreißt und motiviert“, schreibt ein Leser.
Tatsächlich zeichnet Authentizität die beiden Ratgeber aus: Hier geben Menschen mit der gleichen Diagnose ihre positiven Erfahrungen weiter und nehmen dadurch Ängste und Zweifel, ermuntern zu Bewegung – vor und nach dem Eingriff. Tipps von A bis Z zu Therapien und Hilfsmitteln sowie Übungsvorschläge ergänzen die reich bebilderten Mutmach-Ratgeber.
Zu beziehen sind „Mut zur neuen Hüfte!!“ und „Mut zum neuen Knie!“ von Heidi Rauch und Peter Herrchen über jede Buchhandlung oder direkt über den Online-Shop auf der informativen Homepage www.mut-zur-neuen-huefte.de.
Danke allen Leserinnen und Lesern für die Weiterempfehlungen!
In jüngster Zeit häufen sich die Berichte aus meiner Verwandtschaft und meinem Bekanntenkreis über Stürze. Zugegeben, die Folgen Armbruch oder gar Oberschenkelhalsbruch betreffen eher Tanten von mir über 80. Aber auch unter 70-Jährige erzählen von plötzlichen Stolperern, bei denen sie keine Chance hatten, sich zu fangen. „Gefällt wie ein Baum“ ist ein häufig dazu gehörter Spruch. Ja, auch mir ist das vor einiger Zeit passiert: Bordstein im Dunklen nicht gesehen, zack hingeknallt, kopfüber. Wie durch ein Wunder war nichts gebrochen, nur Schlauchboot-Lippen gab es einige Tage – trotz sofortiger Eiskühlung des kompletten Gesichts mit einer Eisladung von der Tankstelle.
So etwas passiert eben. Man braucht Schutzengel – und im Falle von uns Hüft-TEP-Trägern auch ein gutes Muskelkorsett, das unsere Titanhüften schützt. Über Sturzprophylaxe habe ich auch an dieser Stelle bereits geschrieben. Sie scheint mir mehr denn je angesagt. Also: Rauf auf Wackelplattformen, Trampoline oder zusammengerollte Handtücher. Auch bei den Yoga-Übungen, die ich immerhin einmal die Woche eine Stunde lang mache, fangen die Muskeln ordentlich an zu zittern, wenn es heißt: „Und die Position halten, halten, halten!“ Ja, wie lange denn noch? Antwort: So lange man Mühe damit hat, sind die Muskeln noch nicht so fit wie sie sein sollten. Und wenn das Rollen mit der Faszienrolle noch schmerzt, auch nicht.
Zur Sturzprophylaxe gehört auch Achtsamkeit, das Sein im Hier und Jetzt – und nicht schon drei Schritte weiter. Jetzt kommt die dunkle Jahreszeit. Herbstlaub wird nass und rutschig, Stufen in die U- oder S-Bahn sind glitschig; sollte trotz Klimaerwärmung Schnee kommen, ist auch dieser ein Grund für mehr Aufmerksamkeit. Und für verstärktes Indoor-Training! Altwerden ist kein Ponyhof, aber resignieren bringt`s auch nicht. Man kann was tun, und man sollte es auch. Die Fotos zeigen übrigens meine Freundin Birgit mit Pilates-Yoga-Lehrerin Elena Straub und mir auf dem Sonnendeck im Golfclub München Eichenried. Fotograf Ralf Gamböck hat sie für die Herbst 2022-Ausgabe des Golf-Magazins „Green“ gemacht. Dort sind wir in der Position „herabschauender Hund“ abgedruckt.
Am Schluss noch eine Bemerkung in eigener Sache: Ich bin jetzt Dreifach-Implantat-Trägerin. Nach zwei Titanhüften 2011 kam am 22. April 2022 ein Brustimplantat hinzu. Silikon, kein Titan. Aber doch auch was Künstliches, das es zu schützen gilt. Übrigens wundere ich mich jetzt noch mehr als zuvor, wie jemand jammern kann über ein Fremdkörper-Gefühl mit Hüft-TEPs. Meine beiden Titanhüften spüre ich überhaupt nicht mehr, aber dieses Brustkissen sehr wohl. Mir ist schleierhaft, wie sich jemand das aus optischen Gründen freiwillig machen lassen kann. Aber ich will nicht jammern, bin vielmehr dankbar, dass es all diese Ersatz-Möglichkeiten heutzutage gibt. Auch nach dieser OP habe ich übrigens sechs Wochen später wieder Golf gespielt – und gehe weiterhin täglich auf mein Bellicon-Trampolin.
In diesem Sinne freuen Sie sich an täglicher Bewegung und passen Sie auf sich auf!
Nach einem Jahr der Trennungsphase von meinem Bellicon-Trampolin habe ich es nicht mehr ausgehalten: Ein neues musste her – und ich bin wieder glücklich!
Bellicon und Smoveys – eine Gute-Laune-Power-Kombination!
Und das kam so: Am 1. Dezember 2020 sind wir von unserer gemieteten DHH in Erding wieder nach München gezogen, in eine EG-Eigentumswohnung in einem ökologischen Mehrgenerationenhaus. Mein Mann und ich, beide Ü 60, haben uns bewusst um mehr als die Hälfte verkleinert. Diesem Reduktionsprozess fiel leider auch das Bellicon zum Opfer. Ich musste es verkaufen.
Ein Trost war das Outdoor-Trampolin in unserem neuen Gemeinschaftsgarten. Anfangs nutzte ich dieses auch gern morgens, wenn die sonst darauf herumhüpfenden Kinder in ihren Kindergärten waren. Aber ich merkte schnell: Ein hartes Outdoor-Trampolin ist nicht vergleichbar mit dem Schwingvergnügen auf dem Bellicon. Die hochelastische Gummiseilring-Federung ist zudem für meine Titanhüften viel angenehmer als Stahlfedern.
Als ich über Weihnachten bei einer Hüft-TEP-Freundin in Berlin übernachtete, die ein Bellicon mit Klappfüßen ihr Eigen nennt, war es um mich geschehen: Ich bestellte ein neues, das kleinste (1 m Durchmesser) mit bunten Seilringen und Klappfüßen, damit ich das Mini-Trampolin platzsparend an die Wand lehnen kann.
Leider waren die Feiertage und ein Computer mit meiner alten Erdinger Adresse der rechtzeitigen Zustellung im Wege. Als mein lieber Mann und ich zu Silvester in unser Zweitdomizil in den Marken fuhren, irrte das Bellicon gerade in Deutschland herum. Ich stellte mich auf eine noch längere Trennung ein, wollten wir doch bis Ende Februar in Italien bleiben. Aber da habe ich nicht mit der supertollen Kulanz von Bellicon in Köln gerechnet! Tatsächlich wurde mir das nicht gerade handliche Paket per DHL nach Italien geschickt – und zwar kostenlos! Danke herzlich an Jonas Beuke & Team!
Nun erfreut es mich jeden Morgen – mit seinem Anblick und der damit verbundenen Aufforderung: Schwing Dich in den Tag! Das tue ich mit großem Vergnügen. Das 15-Minuten-Workout-Programm, das der Lieferung als Plakat beilag, hat mich zu bislang unbekannten Schwingungen animiert. Mit unterschiedlichen Diagrammen zu Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Balance und Entspannung sind die 12 Übungen vom Warm-Up bis zu „Swing & Breath“ eine prima Anleitung.
Nun trainiere ich keineswegs jeden Tag 15 Minuten auf meinem Mini-Trampolin. Dazu mache ich zu viel anderen Sport: Jeden Morgen 10 Minuten Gymnastik, einmal die Woche eine Stunde Yoga, einmal die Woche 9 bis 18 Löcher Golf. Aber wie meine Morgengymnastik mache ich das regelmäßig, das heißt als Abschluss ca. zwei bis drei Minuten, täglich. Das scheint mir sinnvoller und ist prima in meinen Morgen zu integrieren.
Zusätzlich nehme ich die grünen Smovey-Ringe in die Hand, um Arme und Schultern zu trainieren, vor allem die Rotation. Sehr wichtig für den Golfschwung! Diese grünen Powerringe mit den innen rollenden Stahlkugeln machen ihrem Namen alle Ehre: swing, move & smile!
Auf diesem Weg wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein ähnliches Gute-Laune-Programm – gerade in diesen Zeiten – und ein vor allem gesundes Jahr 2022!
„Ich habe die Knochen einer 85-Jährigen“, berichtet mir eine Freundin voller Schrecken. Sie ist über 20 Jahre jünger und hat gerade eine Knochendichte-Messung vornehmen lassen. Osteoporose, dieser gerade bei schlanken, zierlichen Frauen nach den Wechseljahren gefürchtete Abbau der Knochenmasse, bedroht uns als Menschen mit künstlichen Gelenken ganz besonders. Für uns ist es extrem wichtig, dass die Hüft- oder Knie-TEP fest sitzt. Sturzprävention ist ein Ziel aller Bewegung, die gerade für uns „TEPler“ extrem wichtig ist.
Frauen sind besonders betroffen – aber nicht nur
Meine Freundin hat keine TEP, aber sie hatte Brustkrebs und darf deshalb keine Hormone nehmen. Normalerweise schützt uns Frauen nämlich das Östrogen vor dem Knochenabbau. Frauen, die wie ich auch nach den Wechseljahren Hormone nehmen, sind da besser geschützt. Klar, auch hier gibt es das Risiko von Nebenwirkungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Brustkrebs. Es ist wie immer im Leben eine Risikoabwägung. Ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten, dass ich mich nach einer ausführlichen Analyse im Hormonzentrum München und einer regelmäßigen Beratung mit meiner Frauenärztin bestens eingestellt fühle: Morgens Gynokadin-Gel mit dem körpereigenen Östrogen, abends eine Progesteron-Kapsel (Gelbkörperhormon).
Das inzwischen allseits bekannte Robert-Koch-Institut hat untersucht, dass drei Prozent aller Männer und 13 Prozent aller Frauen zwischen 60 und 69 Jahren Osteoporose haben. Und das sind nur die Zahlen der erkannten Fälle. Das Tückische daran ist, dass die Diagnose häufig erst nach einem Knochenbruch gestellt wird. Ich habe Freundinnen um die 70, die Handgelenks-, Becken- und Wirbelsäulen-Brüche hatten und sich jahrelang mit den Folgen rumschlagen mussten. Noch schlimmer für uns TEPler ist der Oberschenkelhalsbruch. Sechs bis sieben von 1000 Menschen über 65 brechen sich diesen Hüftknochen. Wer je erlebt hat, wie lange der Heilungsprozess bei älteren Menschen dauert, der kann sich vorstellen, was das für TEP-Träger bedeutet. Also lieber Früherkennung und gegensteuern. Wie kann das gelingen?
Gerade kürzlich bekam ich eine Einladung zu einem Osteoporose Online-Kongress mit dem schönen Titel „Stabil im Leben – Hals- und Beinbruch war gestern“. 30 Ärzte, Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Mediziner, Gesundheitsberater und Wissenschaftler kamen zu Wort. Ihr Fazit ist ein schöner Satz von Sebastian Kneipp: „Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel“!
Heidi Rauch und Michael Konitzer bei der Olivenernte im Oktober 2021 für unser OLIO KORA
Tatsächlich können wir selbst viel tun. Erstens:
Bewegung! Das predigen mein lieber Buch-Mitautor Peter Herrchen und ich ja schon gebetsmühlenartig in unseren Büchern „Mut zur neuen Hüfte!“ und „Mut zum neuen Knie!“ sowie Peter in der geschlossenen TEPFIT-Facebook-Gruppe. Das heißt zum Einen tatsächlich Sport, zum anderen aber auch „bewegtes Sitzen“. Während ich diesen Blog-Beitrag schreibe, sitze ich auf meinem Mishu-Stuhl in unserem Haus in den mittelitalienischen Marken. Danke an Erfinderin Gabriele Wander, die mir auch die Einladung zu diesem Online-Kongress geschickt hat. Zu Hause in München sitze ich auf einem Bioswing-Bürostuhl. Das Prinzip ist stets gleich: die Sitzfläche ist „lebendig“, sie unterstützt dreidimensionale Bewegungen, die vor allem die Wirbelsäule bis zum Genick dazu animieren, nicht zu versteifen. Und wir sitzen ja schließlich oft stundenlang vor dem Computer oder am (Schreib-)Tisch.
Der aus beweglichen Holzelementen bestehende Mishu-Stuhl ermöglicht „lebendiges Sitzen“.
Zweitens:
Ernährung! Kalziumreiche und basische Ernährung ist wichtig. Es hat sich gezeigt, dass Nahrungsergänzungsmittel viel weniger helfen als die natürliche Ernährung. „Power statt sauer“ lautet die Devise. Dazu passt, dass ich gerade in der Süddeutschen Zeitung vom 8. Oktober gelesen habe, dass Sternekoch Holger Stromberg, der 2014 auch die erfolgreiche Fußball-Nationalmannschaft bekocht hat, schon mit Ende 30 ein künstliches Hüftgelenk wegen fortgeschrittener Arthrose bekommen hat. Heute ist er 49 Jahre alt und ein großer Verfechter pflanzlicher Kost – um Arthrose vorzubeugen, unser Immunsystem zu stärken, der Umwelt etwas Gutes zu tun und uns selbst. Im Verhältnis 85 zu 15 Prozent pflanzlicher zu tierischer Kost sollte man seinen Kühlschrank befüllen, rät er. Er ist auch ein großer Verfechter von Olivenöl, was ich als Teilzeit-Olivenbäuerin nur unterstützen kann!
Apropos Olivenöl: Wir haben im Oktober unsere Olivenernte erfolgreich absolviert. Im steilen Gelände auf rutschigen Netzen zu stehen, ist eine Herausforderung für die Beinmuskulatur; das ständige Bücken und wieder nach oben Schauen trainiert die Rückenmuskulatur. Meine Faszien mussten zeigen, was sie durch tägliche Morgengymnastik (Kräftigung), Yoga (Dehnung) und Golf (Elastizität) gelernt haben, nämlich für Stabilität meines Körpers zu sorgen.
Einbeinstand ist beim Yoga eine beliebte Übung, die sämtliche Faszien in den Beinen trainiert.
Zu Hause im herbstlich kühlen München wird das Bellicon-Trampolin wieder mein Lieblingsbegleiter werden: Das Schwingen macht Spaß, bringt den Kreislauf, den Stoffwechsel und sämtliche, auch tieferliegende kleine Muskeln in Schwung. Da wir kürzlich von einer DHH in eine kleinere Wohnung in einem ökologischen Mehrgenerationshaus umgezogen sind, werde ich mir jetzt ein Platz sparendes mit einklappbaren Füßen kaufen.
Zum Schluss ein Veranstaltungstipp in eigener Sache: Wer mich kennenlernen will und was ich sonst zusammen mit meinem Mann noch so tue, der kann – sofern er in der Münchner Umgebung wohnt – gern zu unserem 9. Olivenöl-Erntedankfest am 20./21. November in Alt-Riem kommen. Der S-Bahnhof Riem ist nur fünf Gehminuten entfernt. Infos: www.kora-italien.com.
Im Juli vor zehn Jahren dachte ich noch, mit einer neuen Titanhüfte sei es getan. Bald musste ich einsehen: Nö, die zweite Hüfte muss auch bald durch eine künstliche ersetzt werden. Diese OP sollte dann im November 2011 erfolgen, fünf Monate nach Nummer 1. Etwas Besseres hätte mir gar nicht passieren können: Danach begann mein neues, schmerzfreies, bewegungsfreudiges Leben. Und ich habe ein Buch darüber geschrieben, das seit 2012 vielen Menschen geholfen hat: „Mut zur neuen Hüfte!“ zusammen mit Peter Herrchen, der mein Doppel-Titanhüften-Schicksal teilt und mit dem ich inzwischen zwei weitere Bücher herausgebracht habe: „Mut zum neuen Knie!“ (nicht aus eigener Erfahrung) und unsere komplett überarbeitete und ergänzte Neuauflage von „Mut zur neuen Hüfte!!“.
Mein Lieblingssport: Golf = Bewegung über lange Strecken, Koordination und Konzentration
Peter ist weiterhin sehr aktiv in der TEP-Szene: Er ist Admin der erfolgreichen TEP FIT-Facebook-Gruppe und kümmert sich um viele neue Online-Formate rund um das Thema künstliche Gelenke. Ich mache da weitaus weniger, bin eher passive Beobachterin der vielen Sorgen und Nöte, die in der Betroffenen-Gruppe geäußert werden. Immer wieder erstaunt es mich, was für Märchen auch Orthopäden weiterhin verbreiten und wie viele sich dadurch verunsichern lassen. Das Märchen etwa, dass man mit einer Hüft-TEP nicht mehr Brustschwimmen darf. Was für ein Unsinn! Oder mein Lieblingsmärchen: „Sie sind zu jung für ein künstliches Hüft-Gelenk.“ Ja, Herrgott im weißen Kittel noch einmal, wieso das denn? Ist es etwa besser, sich mit Schmerzmitteln vollzustopfen und das Gestell zu ruinieren, weil man vor sich hin humpelt? Ganz abgesehen vom Vereinsamen, weil man nicht einmal zur besten Freundin in den zweiten Stock kommt, die in einem Haus ohne Aufzug wohnt.
Apropos Vereinsamen: Endlich sehe ich wieder Gruppen, die sich in Parks treffen und z. B. Qi Gong-Übungen dort machen oder Laufgruppen oder 4er Flights bei meinem Lieblingssport Golf. Denn inzwischen dürfte klar sein: an frischer Luft ist die vermaledeite Ansteckungsgefahr verschwindend gering. Und Sport macht definitiv widerstandsfähig – seelisch und körperlich! Inzwischen ist ja auch unsere Zielgruppe, d. h. Hüft- und Knie-TEP-Träger jenseits der Lebensmitte, mehrheitlich geimpft. Ins Schwimmbad darf man zwar nach wie vor nur mit Anmeldung, aber es gibt ja auch ein paar freie Badeseen, deren Ufer man ohne QR-Code betreten darf.
Frühabendstimmung am Strand von Cupra Marittima. Aber tagsüber ist es auch überhaupt nicht voll!
Und man darf ja auch wieder an Strände reisen. Ich empfehle „unseren“ Adriastrand südlich von Ancona. Ja, bitte noch weiter fahren als bis Rimini. Da wohnt sie nämlich, die Entspannung am langen Sandstrand mit herrlich unprätentiösen Strandlokalen, in denen der Espresso – italienisch „caffè“ – nur einen Euro, höchstens 1,20 Euro kostet. In denen man herrliche Spaghetti Vongole für unter 10 Euro bekommt. Und – hier schließt sich der Dekaden-Kreis – wo man am flachen Ufer Wassertreten praktizieren kann, um die Hüft-Muskeln zu stärken. Ganz unauffällig, mit Sonnenhut und Sonnenbrille. Die ganz persönliche Wohlfühl-Reha! In diesem Sinne: Genießen Sie den Sommer, wo immer Sie ihn verbringen. Aber verbringen Sie ihn bewegungsfreudig!
Draußen sieht man gefühlt viel mehr Walker, Jogger und Radfahrer als vor der Pandemie. Klar, schließlich ist Sport an frischer Luft einer der „triftigen Gründe“, um das Haus zu verlassen. Wir Hüft-TEP-Träger wissen spätestens seit unseren Reha-Aufenthalten, wie wichtig Bewegung und damit Muskelaktivierung für die Stabilität unserer Ersatzteile ist.
Dafür müssen wir das geschützte Heim aber gar nicht verlassen. Wir können selbstständig Morgengymnastik machen oder die verschiedenen Online-Trainingsangebote nutzen. Viele wie ich entdecken z. B. Yoga oder golfspezifisches Athletik-Training, das von unserer sportlichen Proette Kathi für jedes Alter angeboten wird. Alles bequem zu Hause auf der Matte mit dem Bildschirm vor der Nase. Zoom oder andere Meeting-Plattformen machen zudem den so fehlenden sozialen Kontakt mit anderen, zumindest kurz vor und nach dem Training, möglich.
Mehr Online-Training oder generell mehr Sport in schwierigen Zeiten?
Gerade für Kinder und Jugendliche ist das sehr wichtig. Das haben die Trainer des Golfclubs München Eichenried früh erkannt und bieten sämtlichen Jugend-Mannschaftsmitgliedern die verschiedensten „Challenges“, z. B. sportliche Wetten gegen die Coaches, und wöchentliche Aufgaben wie sechs Kilometer ohne Pause laufen oder im Ausfallschritt fünf Minuten lang quer durch die Wohnung gehen. Dazu tägliche Übungen wie Wandsitz, Unterarmstütz (Plank), Liegestütz, Beckenlift (Glute Bridge), Seitstütz oder Kniebeugen.
Vereinssportler allerdings sind sonst offensichtlich die sportlichen Verlierer in diesen Zeiten. Das zumindest geht aus einer aktuellen Studie der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning bei München hervor. Sie treiben mittlerweile weitaus weniger Sport als zuvor. Menschen, die ihren Sport jedoch selbstorganisiert und individuell betreiben, also beispielsweise allein joggen gehen, Radfahren oder Workouts absolvieren, machen während der Lockdown-Phasen wesentlich mehr Sport als früher.
Individualsportler nutzen digitale Möglichkeiten mehr
Für die Studie haben Studienleiterin Prof. Katharina Schöttl und ihr Team insgesamt 2.027 Sportlerinnen und Sportler aller Altersklassen und Sportarten befragt. Es zeigte sich dabei auch: Individualsportler sind eher bereit, digitale Möglichkeiten zur Trainingsunterstützung zu nutzen, also etwa Lauf-Apps oder Fitnessuhren. Mitglieder von Fitnessstudios, die es ohnehin gewohnt sind, allein zu trainieren, greifen verstärkt auf das Angebot von Online-Kursen zurück.
Das liegt an der Sportmotivation: „Bei den Vereinssportlern stellen Motive wie soziale, gesellige Integration, aber auch die Wettkämpfe, die dominierenden Gründe dar, warum Sport getrieben wird“, sagt Studienleiterin Prof. Schöttl. „Bei Sportlern, die ihren Sport seit jeher selbstorganisiert betreiben, stehen eher Motive wie gesundheitliche Aspekte oder ganz persönliche Ziele wie Muskelaufbau oder Gewichtsreduktion im Vordergrund.“ Ja, da finden wir TEPler uns doch wieder.
Tatsächlich hätten selbstorganisierte Sportler ihre durch verschiedene Lockdown-Maßnahmen hinzugewonnene Zeit genutzt, um das Training zu erhöhen. Diese Gruppe sei insgesamt auch offener für das zunehmende digitale Sportangebot. Hinzu kämen noch die vielen entfallenen Alternativen der Freizeitgestaltung, keine Urlaubsreisen oder zum Teil keine Arbeitswege mehr durch Homeoffice.
Klar, auch uns TEPlern fehlt vielleicht die Motivation durch eine Lauf- oder Gymnastikgruppe. Aber nutzen wir die Zeit, um nicht nur vor dem Laptop zu sitzen, sondern vor dem Bildschirm Sport zu treiben! Die Trainer schalten ja in der Regel die Mikros der Teilnehmer aus, so dass man das allgemeine Stöhnen nicht hört. Und wenn man die Kamera deaktiviert, sieht einen auch keiner….
2021 werden meine beiden Titanhüften 10 Jahre alt! Wie es ihnen geht? Prächtig. Sie bekommen aber auch reichlich „Stütze“ von gut trainierten Muskeln, die jeden Tag bewegt werden. Gerade haben wir unseren Umzug absolviert – nach 21 Jahren sind wir aus einer gemieteten DHH in Erding näher an München gezogen, in eine deutlich kleinere, barrierefreie, zukunftsfähige Wohnung. Was war das für ein Gebücke und Gerenne beim Ausmisten und Auspacken! Kein einziges Mal haben meine Hüften oder der Rücken gemuckt. Nur meine Hände wurden ordentlich strapaziert. Ich bekam schon Hornhaut, die jetzt mit Hilfe von Olivenöl wieder weg ist.
Winterliches Training auf dem Trampolin in unserem Gemeinschaftsgarten
Weggeben musste ich leider auch mein Bellicon-Trampolin, weil dafür kein Platz mehr ist. Allerdings in dem Wissen, dass wir in unserem 35-Parteien-Mehrgenerationshaus (www.stadtnatur.net) im Gemeinschaftsgarten ein Trampolin haben. In erster Linie für die 20 Kinder, aber da ich nicht allzu schwer bin, darf und will ich dort auch trainieren. Nun an frischer Luft!
Sommerliche Probefahrt mit E-Bikes
Meine Nordic Walking-Stöcke sind beim Umzug irgendwie nicht mitgekommen. Keine Ahnung, in welcher Ecke sie liegen geblieben sind. Da werden mein Mann und ich uns sicher neue anschaffen. Ebenso überlegen wir für 2021 die Anschaffung eines e-bikes. Nicht, weil ich keine Lust mehr zum Treten haben. Eher, um unseren Radius zu erweitern. Wir haben bereits eine Probefahrt absolviert im Sommer und haben festgestellt: Ich kann prima weiterhin mit Muskelkraft treten, während mein lieber Mann, der bei Steigungen immer weit hinter mir zurückgeblieben ist, nun mit Elektro-Hilfe nicht mehr frustriert hinterher hecheln muss.
Leider dürfen wir während des zweiten Lockdowns momentan nicht Golf spielen. Aber in unserem neuen Domizil haben wir den öffentlichen 9-Loch-Golfplatz Riem quasi direkt vor der Nase. Wir werden sicher noch öfter als bisher schon mal rasch eine kleine 9-Loch-Runde gehen – und dorthin mit dem Fahrrad fahren (ohne e-Antrieb natürlich!). Meinem 27-Loch-Heimatplatz München-Eichenried bleibe ich natürlich weiterhin erhalten. Schließlich mache ich seit 1999 die PR-Arbeit für diesen Club und brauche auch die weitläufige Abwechslung.
In Riem wurde der 9-Loch-Golfplatz in die Galopprennbahn gebaut – mit Löchern innerhalb und außerhalb des Ovals. Hier mein lieber Mann als Hahn im Korb.
Meine Yoga-Matte hat in meinem neuen Zimmer ebenso ihren Platz gefunden wie die grünen Smovey-Ringe. Jeden Morgen absolviere ich mit Blick in den kleinen Stadtpark im Süden meine 10-Minuten Gymnastik mit den 5 Tibetern, angereichert durch Qi Gong- und Yoga-Übungen. Da sehe ich dann immer die Hunde-Spaziergänger und denke mir: Sollten wir irgendwann bewegungsfaul werden, schaffen wir uns einen Hund an! Unsere Hüft-Freundin Coryanne aus der Facebook-TEPFIT-Gruppe meines lieben Mitautors Peter Herrchen hat sich gerade einen Havaneser angeschafft. Wenn der als Therapie-Hund geeignet ist, wäre das eine Rasse, die mir gefallen würde.
Wenn wir uns nämlich einen Hund anschaffen sollten, würde ich den gern als Therapie-Hund einsetzen. Das habe ich in meiner ambulanten Reha vor den beiden Hüft-OPs erlebt: Ein Entlebucher (Kurzhaar-Version des Berner Sennenhundes) hat mit Schlaganfall-Patienten gearbeitet. Sobald wir uns wieder frei bewegen dürfen, könnte ich mir vorstellen, ältere Menschen oder Kinder (ja, es gibt Vorlese-Hunde!) damit zu erfreuen. Aber das ist ein Projekt für das nächste Jahrzehnt!
In diesem Sinne: Bleiben Sie trotz aller Widrigkeiten in dieser C-Zeit froh gestimmt, voller Zukunftspläne und positiver Gedanken, die Ihnen Energie und gute Laune schenken. All das stärkt das Immunsystem genauso wie ein Spaziergang an frischer Luft! Ich wünsche Ihnen eine ganz schöne Weihnachtszeit, bewegungsfreudige Tage „zwischen den Jahren“ und einen tollen Start in ein sicher besseres Jahr 2021!
Meine Hüft-Geschichte von 2011 habe ich bis 2020 weitergeschrieben – und nun ist sie erstmals auf Englisch veröffentlicht worden. Danke dafür an Lukas Hoffmann, den Chefredakteur des Portals Klinik Kompass. Auf Deutsch gibt es das Ganze natürlich auch dort. Bis 2018 ist alles nachzulesen in der aktualisierten Zweitauflage unseres Mutmach-Ratgebers „Mut zur neuen Hüfte!!“. Das Buch von Peter Herrchen und mir kann man in unserem Online-Shop bequem bestellen.
2019 und 2020 haben meine TEPs neue Herausforderungen meistern müssen: Yoga und Umzugsvorbereitungen, auch Ausmisten genannt. Beides ging prima zusammen, habe ich doch durch die Flow-Yoga-Dehnübungen meine Muskeln perfekt auf Bücken und Umräumen hin trainiert. Nun ist mein Büro, in dem ich 27 Jahre (!) gearbeitet habe, leer, unsere Doppelhaushälfte in Erding, in der wir 21 Jahre gewohnt haben, zur Hälfte. Die andere Hälfte folgt am 2. Dezember, wenn wir endgültig nach Alt-Riem umziehen, also wieder näher an München heranrücken.
Wir freuen uns auf ein neues Wohngefühl: ebenerdig ohne Treppen in einer barrierefreien Erdgeschoss-Wohnung mit Terrasse, aber ohne Garten. Der Garten vor unseren Süd-Fenstern ist ein Gemeinschaftsgarten, so wie das Haus ein Baugemeinschaftshaus für 35 Parteien ist. Schon während der Bauphase sind wir alle zusammen gewachsen – Familien mit Kindern von 0 bis 12, Paare, Singles, Jüngere, Ältere. Eine bunte Mischung auch aus Nationalitäten.
Liebe Freunde mit und ohne Hüft-TEP haben uns bei der diesjährigen Olivenernte in unserem steilen Gelände geholfen. Das Ergebnis: 50 Liter grasgrünes Olivenöl!
Für unser Olivenöl haben wir einen zweiten Keller dazu gekauft, der bequem per Fahrstuhl zu erreichen ist. Unser Auto können wir ebenso bequem von der Tiefgarage aus entleeren, wenn wir vollgepackt aus Italien zurückkommen. All das entlastet Rücken und Gelenke. Meine TEPs werden es mir sicher dereinst danken. Noch geht ja alles problemlos, aber man wird schließlich nicht jünger. So komisch das klingt: Diese Wohnung wird unser Alterswohnsitz, der uns hoffentlich dank der Multi-Generationsgemeinschaft auch ein Altersheim ersparen wird.
Den ersten Teil der diesjährigen Olivenernte im Oktober in den Marken haben wir bereits hinter uns: Da waren vier Hüft-TEPs am Werk! Ein befreundetes Pärchen mit je einer Hüft-TEP, das am Tag danach gleich noch eine 44 Kilometer-Mountainbike-Tour in unserer hügeligen Umgebung gemacht hat, und ich mit meinen beiden Titanhüften. Wir haben uns alle prima im steilen Olivenhain bewegt, haben höhere Bäume geerntet und zum Schluss ganz bequem unsere Nachwuchs-Bäumchen. Wer hier zu oft das Wort bequem gelesen hat, dem sei gesagt: Man darf es sich ruhig bequem machen. Nicht zu verwechseln mit Bequemlichkeit. Will heißen: altersgerechte Bewegung ist immer gut. Gerade jetzt im Herbst, wenn sich die Blätter rostrot färben, sollte man nicht einrosten!
Unser frisches Olivenöl gibt es ab Anfang November in unserem Online-Shop http://www.kora-italien.com. Auf dass wir alle stets gut geölte Gelenke haben mögen!
Wenn ich immer wieder höre und lese, wie sehr Betroffene Angst vor einer Hüft-OP haben, muss ich mich wundern. Klar, eine OP ist nicht schön, birgt auch stets ein Restrisiko. Aber was ist die Alternative? Ein Leben lang humpeln, Schmerzen haben, gar im Rollstuhl herumfahren?
Autoren-Treffen am schönen Tegernsee
Meine beiden Hüft-TEP-OP`s sind nun bereits neun Jahre her. Immer wenn ich am Tegernsee bin, um meinen Mitautor Peter Herrchen zu treffen, denke ich an meine Reha-Zeit nach der zweiten TEP dort. Wie froh war ich, endlich wieder das normale Gehen zu trainieren. Wie dankbar, dass die ewigen Anlaufschmerzen ein Ende hatten. Deshalb ist es mir ein Rätsel, warum sich Menschen mit einer eindeutigen Arthrose-Diagnose so lange um eine OP herumdrücken. In 99 Prozent aller Fälle höre ich hinterher: Du hattest ja Recht! Hätte ich das nur viel früher gemacht. Endlich wieder Lebensfreude!
Ja, genau! Deshalb an dieser Stelle noch einmal: Eine Hüft-OP bei einem erfahrenen Operateur ist heute so, als ob man sich bei einem erfahrenen Kieferorthopäden ein Implantat einsetzen lässt. Narkose und OP schlauchen den Körper, der Fremdkörper muss erst einwachsen und akzeptiert werden. Aber dann, hurra: Man kann wieder beißen respektive laufen! Es dauert vielleicht bis man wieder herzhaft in einen Apfel beißt respektive eine längere Wanderung unternimmt. Aber dann geht alles wieder. Endlich!
Wie sehr habe ich das Humpeln gehasst! Wie alt habe ich mich gefühlt. Wie gekränkt in meiner Eitelkeit, mit Anfang 50 wie eine alte Frau zu laufen. Wie hinderlich waren die Schmerzen bei alltäglichen Verrichtungen. Wie beklemmend die Erkenntnis, nicht mehr sportlich aktiv sein zu können. Nur noch Radfahren ist auch keine Lösung!
Wie sehr habe ich nach der OP buchstäblich aufgeatmet, das Leben neu entdeckt. Noch heute freue ich mich, wenn ich bei meinen Yoga-Übungen immer noch ein bisschen mehr Dehnung schaffe. Wie stolz bin ich, nach 18 Löchern Golf noch recht munter auf die Terrasse zuzusteuern. Ja, klar, ich werde auch älter. Die Energiereserven sind schneller aufgebraucht, ich gönne mir mehr Pausen, auch mal ein kurzes Nachmittagsschläfchen.
Neulich hatte ich nach einem Wespenstich in die Wade drei Tage lang ein dick angeschwollenes Bein, das wie ein Elefantenbein aussah! Da musste ich wieder humpeln, wie lästig! In Panik bin ich sogar zu meiner Hausärztin gegangen, ob ich eine Thrombose hätte. Nein, es war „nur“ Bindegewebsflüssigkeit, die sich da im Fuß gesammelt hatte. Von einem Wespenstich hätte noch niemand eine Thrombose bekommen. Uff, aufatmen. Und Freude: Nein, ich muss (hoffentlich) nie wieder humpeln! Danke an meinen Operateur Dr. Jürgen Radke, der sicher seinen verdienten Ruhestand genießt, wissend, wie vielen Menschen er geholfen hat!
Hüft-Patienten können ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, ein einmal hinkendes Gangbild nach erfolgreicher TEP-OP wieder ins Lot zu bringen. Unser Körper hat die falsche Bewegung so lange abgespeichert bis er sie als normal empfindet und selbst gar nicht mehr wahrnimmt. Selbst nach Wegfall der Ursache will die Hinkerei sich immer wieder einschleichen. Eiserne Gangschule, Training vor dem Spiegel, aufmerksame Weg-Begleiter zeitigen irgendwann dann doch Erfolge. Stolz werden auch in unserer geschlossenen Facebook-TEPFIT-Gruppe immer wieder Videos von einem wieder geraden Gangbild gepostet.
In unserem Mutmach-Ratgeber „Mut zur neuen Hüfte!!“ haben wir u. a. von Skifahrer Felix Neureuther und seinem Training mit Life Kinetik berichtet. Diese Methode fußt auf der Erkenntnis, dass unsere Bewegungen vom Gehirn gesteuert werden. Das Muskelgedächtnis muss also vom Kopf her umgepolt werden. Das gelingt mit gezielten Übungen, die neue Synapsen entstehen lassen. In der Gruppe ist das besonders lustig: Man wirft sich verschieden farbige Bälle zu und muss bei jeder Farbe den dazu passenden Begriff/Namen sagen und noch einen Schritt nach vorn oder zur Seite gehen. Wie leicht man da durcheinander kommt!
Michael Schiff, links, und sein Sohn Maximilian
Durch ein Welcome-Golfturnier für Neu-Mitglieder im Golfclub München Eichenried habe ich eine neue Methode kennengelernt, die mir effektiver und im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltiger erscheint: Neurotrim. Es geht um Neurofitness, also ein fittes Gehirn, das uns hilft, bis ins hohe Alter beweglich zu bleiben. Erfinder ist Tennistrainer Michael Schiff, der diese Trainings- und Therapiemethode seit 2010 in Tübingen entwickelt hat und nun mit seinem Sohn Maximilian, einem ehemaligen Basketballspieler, computergesteuert verfeinert. Deutschlandweit gibt es erst wenige ausgebildete Personaltrainer. Mein Mann Michael und ich waren in der Münchner Isartalstraße und haben eine 90-minütige Diagnostik absolviert.
Mein Fuß auf der Wackelplattform steuert einen Kreis auf dem Bildschirm.
Herzstück ist eine Wackelplattform, die wir Hüftis alle aus der Reha kennen. Auch die rettenden Haltegriffe sind in Reichweite – und die Arme des Trainers ebenfalls. Davor ein Bildschirm, der mit der flexibel einzustellenden Plattform verbunden ist. Nun gilt es, mit einem Fuß, 30 Sekunden lang einen Punkt in einem Kreis zu halten. Erst bleibt der Kreis brav an seinem Platz, mit steigendem Schwierigkeitsgrad bewegt er sich, der Fuß soll eine 8 nachzeichnen etc. Unerbittlich zeichnet das Gerät auf, wie viel Prozent man schafft. Uff, gar nicht so leicht. Aber das Gehirn ist lernfähig. Beim zweiten Durchgang klappt die Ansteuerung besser.
Nächste Aufgabe: Einbeinstand. Leser*innen meines Titanhüften-Blogs wissen: Ich trainiere täglich auf einem Bellicon-Trampolin, bin eine Verfechterin von einbeinigem Zähneputzen oder Haarefönen. Tatsächlich gelingt mir das erstaunlich gut. Mein Hirn signalisiert: Es wackelt zwar, ist aber nicht gefährlich, das kenne ich. Anders mein Mann Michael. Er sagt sofort: Das kann ich bestimmt nicht. Und self fulfilling prophecy: Der Haltegriff wird binnen zwei Sekunden umklammert.
Der blaue Punkt sollte immer im Kreis bleiben.
Vater und Sohn Schiff erzählen daraufhin von älteren Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, überhaupt ein Bein auf die Plattform zu stellen. Ihr Gehirn hat gelernt: Es ist sicherer auf zwei Beinen zu stehen, sonst stürzt Du. Nach ein, zwei Neurotrim-Einheiten lernt ihr Hirn aber erstaunlich schnell: Geht ja doch, ist nicht gefährlich. Sie haben buchstäblich Zu-Trauen gewonnen, das ihnen niemand mit gutem Zu-Reden vermitteln kann. Das müssen sie selber erfahren. In diesem Fall in einem geschützten Raum mit einem erfahrenen Trainer.
Auch Michaels Hirn wird lernen, dass der Haltegriff trotz Wackeluntergrund nicht nötig ist.
Michael Schiff berichtet von erstaunlichen Erfolgen mit MS-Patienten, aber auch mit Leistungssportlern, die ihre in ihnen schlummernden Fähigkeiten nicht 100-prozentig ausgeschöpft haben. Seine Vision: Wir können alle fit bleiben bis ins hohe Alter von 100 Jahren! 10 Einheiten sind im Winter gebucht – zunächst für Michael. Und wenn er mich dann eingeholt hat, dann lasse auch ich mich neurotrimmen!