Positive Nachrichten gleich zu Beginn des Jahres 2012: Knapp 12 Wochen nach meiner zweiten Hüft-OP kann ich wieder alles machen! Hier in den schönen italienischen Marken, wo wir Silvester mit Freunden gefeiert haben, mache ich ausgedehnte Strandspaziergänge an der Adria und spüre keinerlei Ermüdung. Im Gegenteil. Ich nutze die tägliche Stunde – bei angenehmen 12 Grad im Schnitt – und gehe rückwärts am Strand, seitwärts, im Hopse-Schritt, sogar im leichten Jogging-Tempo. Dazu animieren die italienischen Strandjogger, denen zusammen mit den Hundebesitzern der Strand in dieser Jahreszeit gehört.
Jeden Morgen mache ich meine Kräftigungsgymnastik und merke immer weniger Aufgemucke meiner Muskeln. Selbst der Anlauf-Seemannsgang nach Wechsel der „Betriebsart“, also vom längeren Sitzen zum Gehen, wird immer weniger sicht- und spürbar. Es ist ein tolles Gefühl, sich wieder problemlos bücken zu können – auch wenn man von den lieben Freunden und Hausbesitzern dann zum Unkrautjäten animiert wird. Auch das Besteigen der sanften Hügel in den Marken sowie vor allem das Wiederhinabsteigen gehen völlig schmerz- und problemlos.
Die gute Laune beginnt schon am Morgen, wenn ich ohne Schmerzen aus dem Bett steige. Und natürlich hört man auch hier in Italien von Menschen mit künstlichen Hüften. So hat der Nonno, der Großvater einer befreundeten Familie, vor rund 30 Jahren nach einem Unfall eine künstliche Hüfte bekommen – und erfreut sich heute noch bester Beweglichkeit, etwa beim Bestellen seines Gemüsegartens. 30 Jahre – das wären auch für mich prima Aussichten, die von meinem Operateur durchaus bestätigt werden.
Zum Buchstaben I gibt es außer Italien noch das Thema Infusion. Jedem, der sich zu einer Hüft-OP entschließt, wird empfohlen, eine Eigenblutspende ca. vier Wochen vorher abzugeben. Ich habe das, ehrlich gesagt, nicht richtig ernst genommen. Bei der ersten OP ist ja auch alles glatt gegangen. Erst als mein Hämoglobin-Wert nach der zweiten Hüft-OP so dramatisch absank, habe ich mich geärgert, dass ich das nicht gemacht habe. Glücklicherweise hat sich mein ansonsten gesunder Körper mit Hilfe einer Eisen-Infusion wieder stabilisiert. Aber die Aussicht, Fremdblut zu erhalten, hat mir nicht besonders behagt. Ansonsten bekommt man unmittelbar nach der OP noch Infusionen mit Schmerzmitteln bevor man die in Tablettenform zu sich nimmt. Kleiner Tipp: Die Kanüle für die Infusionen wird meist auf dem Handrücken gelegt. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern war in meinem Fall auch hinderlich beim ersten Gehen mit den Krücken, das deshalb ganz ausfiel. Am besten man spricht vorher mit dem Arzt oder den Schwestern, dass die Kanüle woanders gelegt wird.
Indianer kennen keinen Schmerz – das hat man uns als Kindern oft gesagt. Mag sein. Aber wer je diese gemeinen stechenden Schmerzen in der Leistengegend gehabt hat, beißt irgendwann nicht mehr die Zähne zusammen wie ein tapferer Indianer. Vielmehr heult er entsetzt auf bei jedem „Messerstich“. Ja, so fühlt sich das an bzw. hat sich das angefühlt. Und irgendwann horcht man nur noch in sich hinein und achtet übervorsichtig auf möglichst den Schmerz vermeidende Bewegungen. Leider finden sich da nicht viele…. Ich bin so froh, dass diese Lebensphase vorbei ist und spüre unendlich viele Energien zurückkehren, die vorher offensichtlich in meinen kaputten Hüften begraben lagen. In diesem Sinne: Mut zur Veränderung! Das ist meine ganz persönliche Neujahrsbotschaft.
Und zum Abschluss dieses Artikels noch ein paar schöne Sehnsuchtszeilen:
„Im Süden. Das weiße Meer liegt eingeschlafen,/und purpurn steht ein Segel drauf./Fels, Feigenbäume, Turm und Hafen,/Idylle rings, Geblök von Schafen -/Unschuld des Südens, nimm mich auf.“ (Friedrich Nietzsche)