Quantensprung knapp fünf Monate nach meiner zweiten Hüft-OP: Ich bin am 6. März in Cortina d`Ampezzo, im 3.000 Meter hohen Skigebiet Tofana, eine schwarze Piste, die Forcella (= Scharte) Rossa (= rot, ist aber eine schwarze Piste), heruntergefahren! Oben steht ein Schild „Per esperti“ (für Experten) und ich hätte unseren netten Führer Alex, 28, ermorden können, als ich am steilen Abhang stand. Gnädigerweise zog just in dem Moment eine uns einhüllende weiße Wolke rund um den Gipfel, so dass ich weitere ungnädige Beschimpfungen angesichts der Null-Sicht nur noch in mich hineinmurmelte und mich einfach ins Nichts stürzte. Natürlich nicht direkt. Ich fuhr einfach Schwung für Schwung in die Nebelwand und verließ mich auf mein Gespür. Schließlich fahre ich schon knapp vier Jahrzehnte Ski. Unten angekommen verzog sich die Wolke und wir realisierten, was wir da gerade bewältigt hatten. Übrigens gibt`s in Cortina die noch steilere „Schuss“-Piste mit 67 (!) Prozent Gefälle. Die war aber gerade gesperrt….
Kleiner kulinarischer Tipp am Rande: Unser Skiguide Alex Luisotto, hauptberuflich im Tourismusbüro von Cortina für „Spezialprojekte“ zuständig, stammt aus einer Gelatieri-Dynastie aus Cadore, unweit von Cortina. Seine Eltern haben die Eisdiele Crema-Gelato in Gröbenzell bei München (Augsburger Str. 2), sein Onkel und seine Tante führen das „Edelweiss“ in Bonn-Bad Godesberg (Koblenzer Str. 80). Natürlich ist das Eis selbst gemacht mit kreativen Sorten wie Käsekuchen- oder Holunder-Eis. Und im Sommer hilft auch der blonde Alex ab und an beim Eis-Beglücken. Ach ja, Quark-Eis gibt es vielleicht auch, womit wir wieder beim Buchstaben Q angelangt sind.
Quarkwickel nämlich konnte man sich in meiner ersten Reha in Bad Heilbrunn täglich abholen. Geschützt durch eine Plastikfolie legte man sich den aus der Kühlkammer kommenden Quark ca. 20 Minuten auf die OP-Narbe und spürte direkt die wohltuende Wirkung. Tatsächlich ist der Quarkwickel ein altes, entzündungshemmendes Hausmittel.
Ebenso wohltuend, aber eher von innen heraus: Qi Gong. Diese Übungen sind „Meditation in Bewegung und Stille“, wie es Wolfgang Schmidtkunz auf seiner Homepage schreibt (www.qigong-schmidtkunz.de). Bei ihm habe ich die sanften Übungen vor Jahren bereits kennen gelernt, und zwar in der Abtei Frauenwörth auf der Puppenstuben-Fraueninsel im Chiemsee. Man wohnt mehr oder weniger spartanisch in mehr oder weniger renovierten Klosterzellen, genießt die ayurvedische Küche von Inder Niki und – außerhalb der Touristensaison – die Idylle des rasch umrundeten Inselchens. Wobei „rasch“ hier natürlich völlig falsch ist. Man möge in Innenschau spazieren gehen und auch sonst entschleunigen.
Aber Achtung: Ab und an bietet Wolfgang auch reine Schweigeseminare mit Qi Gong an. Mir ist es doch glatt passiert, dass ich drei Freundinnen von mir auf die Fraueninsel gelockt habe mit der Aussicht, ein nettes Plausch-Wochenende mit Qi Gong-Übungsstunden dazwischen zu verbringen. Als der Seminarleiter nach dem freitäglichen Abendessen dann meinte, wir sollten mal langsam aufhören zu sprechen und unsere Handys bis zum Sonntag ausstellen, blieb uns glatt das Wort im Halse stecken. Angesichts unserer entsetzten Blicke stellte er es uns frei, die Insel wieder zu verlassen und zu einem späteren Zeitpunkt zu einem anderen Seminar wiederzukommen. Aber da hatte uns schon der Ehrgeiz gepackt. Tatsächlich schafften wir Klatschbasen es, ca. 42 Stunden kein Wort zu sprechen, uns auch nicht mit Blicken zu verständigen, sondern uns ganz auf uns zu konzentrieren. Klar, dass wir heute noch ausführlich damit prahlen, wie toll das damals war… War es aber wirklich!