Seit neuestem bin ich Anhängerin der Blackroll. Kennen Sie dieses Folterinstrument? Fand ich zunächst schrecklich. Aber seit ich es im rechten Knie habe und bei meiner täglichen Morgengymnastik deutlich spüre, wie die Oberschenkelmuskeln ange- und verspannt sind wie zur besten Vor-Hüft-OP-Zeit, bin ich Fan. Feige wie ich bin – wer will schon gern freiwillig Schmerzen aushalten? – habe ich mir zunächst die weichere Version gekauft. Diese Hartschaumvariante kommt im freundlichen Weiß-Grün-Look daher und sieht nicht gar so martialisch aus wie die „echte“ schwarze Rolle.
Aber was soll ich sagen: Inzwischen finde ich die fast pipifax! Netterweise steht in der Anleitung, dass man zunächst, um die Muskulatur an den Schmerz zu gewöhnen, nur 5 bis 15 Sekunden üben soll. Üben heißt in diesem Fall, mit dem ganzen Gewicht den seitlichen Oberschenkelmuskelstrang entlang zu rollen. Das erfordert etwas akrobatische Fähigkeiten – gepaart mit lautem Gestöhne. Irgendwann klappt es. Es tut weh, aber – oh Wunder – hinterher fühlt es sich gut an! Und ich bin wirklich nicht masochistisch veranlagt. Aber die Faszien, also die tieferliegenden Muskeln, das Bindegewebe, werden tatsächlich erreicht – und entspannen sich. In meinem Fall entlastet dies das Knie. Man kann diesen Foam Roller, zu deutsch Schaum-Rolle, auch zur Selbstmassage an anderen Stellen einsetzen. Also ein ideales Universalgeschenk zu Weihnachten.
Was kann man einem Hüft-Patienten noch schenken? Wie immer zuerst: Aufmerksamkeit, Liebe und Zeit. Danach? Ich plädiere für einen Bridge-Kurs. Ich nutze diesen Blog jetzt schamlos aus, um für mein Lieblings-Kartenspiel zu werben. Es gibt viele Gründe, dieses schwierige und so spannende Spiel zu lernen: Es ist ein ideales Anti-Aging-Training, weil diese Form des Hirnjoggings bis ins hohe Alter fit hält (meine Bridge-Partnerin ist 90 Jahre alt und spielt immer noch Golf & Bridge!), man kann es überall und in jedem Zustand spielen – in unserem Fall auch mit Krücken in der Reha -, man trifft immer nette Leute (zugegeben, manchmal sind auch schwierige Charaktere dabei) und findet auch als Single weltweit (Kreuzfahrten!) Anschluss. Jetzt über den Winter suche man sich einen Bridgelehrer in der Nähe, lasse sich eine Lern-Übungs-CD schenken und übe fleißig, am besten im Kreise Gleichgesinnter. Das ist wie eine neue Sprache lernen: Es macht Spaß und öffnet neue Horizonte!
Weiterhin empfehle ich „bewegende“ Geschenke. Also zum Beispiel Teleskop-Stöcke für die nächsten Wandertage oder einen Golf-Schnupperkurs bei einem erfahrenen Pro, der auch Rücksicht auf TEP-Träger nimmt, die sich nicht mehr ganz so viel Rotation zutrauen. Oder jetzt im Winter schön: ein Gutschein für eine geführte Schneeschuhwanderung! Das ist völlig ungefährlich und jeder, egal wie sportlich, beherrscht das sofort. Das Tolle daran ist, dass man in völlig unberührte Schneelandschaften stapfen kann. Und wenn man eine nette Führerin hat, die zwischendurch warmen Tee aus ihrem Rucksack ausschenkt, umso besser!
Last but not least hier ein paar Buchtipps: Naheliegend ist Renate Bergmann „Das bisschen Hüfte, meine Güte„. Aber ehrlich gesagt ist das nur für schnoddrig veranlagte Berliner wirklich witzig. Als Exil-Berlinerin kann ich mir schwerlich vorstellen, dass diese Online-Omi mit ihrem sehr speziellen Sprachwitz außerhalb der Hauptstadt gut ankommt. Zumal ihre Reha-Erfahrungen (sie nimmt dauernd den Rollator!) nicht wirklich erhellend sind. Viel schöner liest sich da schon „Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“ von Mario Giordano. Zwar ist seine Senioren-Heldin auch gewöhnungsbedürftig (übergewichtig, alkoholabhängig, bayerisch-fluchend und liebessehnsüchtig), aber das ist vom Ansatz her so originell und so witzig geschrieben, dass man auch als Nicht-Krimileserin wie ich Spaß daran hat. Zumal das Ganze ja in Bella Italia, auf Sizilien spielt.
Wer ihn noch nicht kennt, dem lege ich jetzt zum Schluss meinen absoluten Lieblingsautor Hanns-Josef Ortheil ans Herz. Dieser begnadete Schreibkünstler zieht mich schon seit Jahren immer wieder in seinen Bann – egal, welchem Thema er sich widmet. In jüngster Zeit arbeitet er seine eigene Kindheit auf – als zunächst stummer Junge, auf Mosel- oder Berlinreise mit seinem Vater -; immer wieder gelingen ihm treffende Zeit-Porträts („Die Agenten“ über die 80er Jahre), magische historische Romane („Faustinas Küsse„) und außergewöhnliche Liebesromane. Mein Lieblingsroman „Die große Liebe“ aus dem Jahr 2003 spielt just in der Gegend, wo unsere Zweitheimat ist: in den mittelitalienischen Marken bei San Benedetto del Tronto. Da sein Werk weit über 30 Bücher umfasst – inklusive Sachbücher über das Schreiben oder die Musik, seine zweite Leidenschaft – fällt es sicher nicht schwer, für den Ortheil-Anfänger das richtige Buch herauszusuchen. Viel Vergnügen dabei – und frohe Weihnachten!