Das Keilkissen steht längst im Keller, aber eine zeitlang war es mein treuer Begleiter. Im Krankenhaus sowieso, in der Reha lagen die hinten breiteren Kissen brav auf den Stühlen im Speisesaal, und beim aushäusigen Essen habe ich mein schwarzes Kissen – wetterfest in einer passenden Plastiktasche verpackt – anfangs auch mitgenommen. Für frisch operierte Hüft-Patienten ist es wichtig, den Hüftbeuger nicht über 90 Grad anzuwinkeln – deshalb das Keilkissen, auf dem sich das Sitzen später anfühlt, als ob man vom Stuhl rutschen würde. Leider zahlt die Kasse so ein Kissen nicht. Einer Freundin, die glaubhaft versichert hat, ohne das Kissen nicht Auto fahren zu können, hat man allerdings die Kosten erstattet.
Alle anderen Hilfsmittel zahlt die Kasse. Ich rate allen, die ins Krankenhaus gehen, sich einiges vorher selbst zu besorgen. Zwar kommt ein Orthopädie-Bedarf auch ins Krankenhaus, und in der Reha gibt es stets auch einen Shop. Aber meine Krücken zum Beispiel habe ich vorher selbst ausgewählt – und das nicht etwa wegen der passenden Farbe. Sondern vielmehr, weil ich auf Anraten meiner Physiotherapeutin ein Modell mit Handballenstütze nehmen sollte. Das nennt sich ergonomische Gehhilfe und ist wirklich für die Hände entlastend. Ein kleines Hand-Hanteltraining und Liegestütze einige Wochen vor der OP können übrigens auch nicht schaden. Man glaubt gar nicht, wie viele Patienten über Schulter-Arm-Handgelenkbeschwerden wg. des Gehens mit Krücken geklagt haben. Und gepolsterte Fahrradhandschuhe sind auch nicht schlecht, sonst gibt`s Blasen an den Handflächen.
Weiteres Hilfmittel: Kloschüssel-Erhöhung. Die hat man im Krankenhaus und in der Reha als Hüft-Patient automatisch. Hinterher für zu Hause kann es aber auch nichts schaden. Aber da man zwischendurch ja auch in Restaurants oder bei Freunden „normal“ auf die Toilette gehen muss, empfiehlt sich eher das Training, mit gestrecktem operierten Bein elegant auf der Kloschüssel zu landen und auch wieder aufzustehen. Ich habe erstmals die Handgriffe in einer Behinderten-Toilette schätzen gelernt! Übrigens lernt man auch Türen schätzen, die leicht aufgehen. Wer jemals mit zwei Krücken in der Hand eine schwere Tür aufgemacht hat, wie sie etwa die Besucher-Toiletten im Münchner Rotkreuzkrankenhaus abschließen, der sehnt sich nach automatisch aufgehenden Sensor-Türen – oder nach einem Mann, der einem die Tür aufhält. Aber welcher Mann geht schon auf die Frauen-Toilette….
Kleiner Themenwechsel – obwohl —- hat ja auch was mit der Verdauung zu tun: Kulinarik. Im Krankenhaus kann man sich das abschminken. Will heißen: Krankenhauskost ist einfach nicht schmackhaft. Kann es gar nicht sein. Stichworte: Großküche, Massenverköstigung. Fairerweise muss man sagen, dass in der Krankenhaus-Atmosphäre mit ihren typischen Gerüchen ein Gourmet-Menü auch nur halb so gut schmecken würde. Aber einen Tipp möchte ich hier weitergeben: Ich habe mich als Vegetarierin bei den Speiseplänen einplanen lassen, obwohl ich das nicht bin. So aber vermeidet man Massenzucht-Fleisch mit undefinierbarer Packerl-Soße. Dafür gibt`s leckere Süßspeisen wie Dampfnudeln oder Apfelstrudel mit Vanillesoße und immer wieder Salat und Obst. Damit kommt man die 10, 11 Tage gut über die Runden. Viel Appetit hatte ich mangels Bewegung sowieso nicht. Bei fortgeschrittener Genesung hilft zwischendurch ein Stück Kuchen in der Cafeteria – mit nettem Besuch natürlich. An dieser Stelle ein Lese-Tipp: www.arm-aber-bio.de und die dazugehörigen Bücher meiner Freundin Rosa Wolf. Danach möchte man nur noch lecker und gesund essen.
Und weil wir gerade wieder im gesunden Leben sind, zum Schluss zwei Kino-Tipps: „The Artist“ und „Ziemlich beste Freunde“. „The Artist“ ist ein Stummfilm, den wir gleich nach Neujahr in Italien gesehen haben (praktisch: wenige englische Zwischentitel und italienische Untertitel!). Star ist neben Jean Dujardin (! ja, wirklich!) der kleine Terrier Uggie, der als Skateboardfahrer (! ja, wirklich!) inzwischen auch Youtube-Karriere macht. Der Film ist komisch und zu Herzen gehend zugleich. Das Gleiche gilt für den französischen Publikumsrenner „Ziemlich beste Freunde“, der nun auch bei uns für volle Kinos und ein sich schlapp lachendes Publikum sorgt. Ein ungleiches Paar – ein reicher Querschnittsgelähmter und ein schwarzer Prolo-Sunnyboy – auf dem Weg zu einer sich gegenseitig befruchtenden Freundschaft. Nach einer wahren Begebenheit – deshalb unbedingt den Nachspann anschauen. Und die Musik auskosten!