G wie Ganganalyse – und mir geht`s gut

Geht es Ihnen gut? Es geht nicht. Geh` weiter… Lauter Ausdrücke rund ums Gehen, aber keiner fragt: Gehen Sie gut? Gut im Sinne von „richtig“. Die Antwort würde auch in den seltensten Fällen heißen: Ja, danke, ich gehe gut. Wir wissen es nämlich eigentlich nicht – bis es uns eben nicht mehr gut geht. Ehe wir hier weitere Wortspiele rund ums Gehen kreieren und uns auf dünnes linguistisches Eis begeben – an dieser Stelle soll es um die Wichtigkeit einer Ganganalyse für Hüft-Patienten gehen. Haben Sie`s bemerkt: „Es soll gehen…“ Nein – ich, Du, er, sie, es, wir, ihr, sie sollen gehen, nämlich aktiv, bewusst und damit hüftschonend.

Ich habe also eine Ganganalyse gemacht, neun Monate nach meiner zweiten Hüft-OP. Dazu bin ich nach Traunreut gefahren, ins Traunmed Sport- und Rehazentrum von Josef Schadhauser, dem Mann mit den „goldenen Händen“, der so manch prominentem Sportler geholfen hat (www.traunmed.de). Die Ganganalyse im Traunmed-Ganglabor macht seit 12 Jahren seine Tochter Nicole Gramsl, ihres Zeichens Physiotherapeutin mit dem „goldenen Blick“. Ihrem scharfen Auge entgeht nichts. Fast bräuchte sie gar keine Videoaufnahme. Aber der Patient ist denn doch verblüfft, wenn er sich da auf dem Bildschirm sieht, wie er über das Laufband geht. Und die Kamera ist unbestechlich, sie registriert feinste Abweichungen vom „richtigen“ Gangbild. Als ich mich da nämlich laufen sah, konnte ich mit bloßem Auge nichts Falsches erkennen. Schließlich haben mir viele Menschen in meiner Umgebung einen einwandfreien Gang mit meinen beiden TEPs bestätigt.

Mein Fersenauftritt auf dem Laufband vorher.

Mein Fersenauftritt auf dem Laufband vorher.

Tja, und dann kam`s doch raus: Ich setze meine Füße nicht richtig auf, d. h. ich rolle nicht von der Ferse über die Fußsohle bis zu den Zehen ab, sondern „stampfe“ mit dem ganzen Fuß auf und hole meine Dynamik anstatt aus der Hüfte aus den Füßen und dem Knie. Trüge ich nicht Kleidergröße 38, sondern ein paar Kilos mehr auf meinen Hüften, wäre das auf die Dauer im wahrsten Sinne des Wortes belastend für Füße und Knie. Aber richtig toll für die künstlichen Hüften ist so ein „zackiger“ Gang auch nicht. Nicole weiß glücklicherweise Abhilfe. Dazu setzt sie nicht ihren scharfen Blick, sondern ihre zupackenden Hände ein. Die greifen sich den Fuß und malträtieren die Fußsohle. Ich habe nicht gewusst, dass der Druck auf die Sehnen und Faszien in der Fußsohle derart wehtun kann. Danach war die Achillessehne dran. Ich wäre am liebsten an die Decke gegangen. Mit geschickten Griffen befreit sie dann das Sprunggelenk von seiner Blockade – und siehe da, ich konnte plötzlich viel entspannter auftreten. Gut fühlte sich das an.

Mein Fersenauftritt nach der "Fuß-Befreiung" und nach Anleitung zum richtigen Gehen.

Mein Fersenauftritt nach der „Fuß-Befreiung“ und nach Anleitung zum richtigen Gehen.

Das Ergebnis am Bildschirm vorher-nachher war deutlich. Fazit für mich: Ich achte nun tatsächlich darauf, beim Gehen bewusst die faulen Pomuskeln einzusetzen. Kann ja nicht schaden, so ein Knackarsch. Ich denke daran, die Zehen zuerst anzuheben und versuche dann, sanft abzurollen, Bodenkontakt zu halten und die Hüfte nach vorn über den Fuß zu bringen. Als ich vor den Hüft-OPs noch Schmerzen hatte, bin ich garantiert zur Seite ausgewichen und habe nach außen geschoben. Aber nun darf der Körper sich wieder an die Zeit erinnern, als das Gehen leicht und federnd ging.

Nicole sagt dazu, das richtige Gehen sei in unserem Gehirn schon programmiert. Es ist nur leider verloren gegangen. Nun ist es an uns, die Hirnzellen wieder daran zu erinnern, was sie dereinst abgespeichert haben. Und irgendwann ist dieser so mühsam klingende Neulern-Prozess wieder automatisiert. Aber ich kann Ihnen versichern: Das Üben des richtigen Gehens macht Spaß! Wer das genauer nachlesen will, dem empfehle ich jetzt schon unser Buch „Mut zur neuen Hüfte!“, das in diesen Tagen Redaktionsschluss hat und dann in die Produktionsphase geht. Infos: www.mut-zur-neuen-hüfte.de. Darin wird man auch viele Fotos sehen mit Nicole Gramsl, die ihre Mutter Helga Schadhauser zu Physio-Übungen für die Hüfte anleitet. Nach diesem Foto-Termin hat Helga übrigens gemerkt, dass ihre Hüfte schlechter ist als gedacht…

Über heidirauch

Diplom-Journalistin, Kultur PR-Frau (Schloss Amerang, Golfclub München Eichenried), Buchautorin (Mut zur neuen Hüfte, Mut zum neuen Knie, Oliven - Eine Liebeserklärung an den Süden), Teilzeit-Olivenbäuerin mit Oliven-Import aus den Marken (www.oliopiceno.de), Belleggia-Golfschuh-Vertriebsfrau für Deutschland
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Eine Antwort zu G wie Ganganalyse – und mir geht`s gut

  1. dub schreibt:

    ich war auch 2 mal in der Traunmed zur Ganganalyse. Leider wohne ich nun nicht mehr in der Nähe und ich gehe 100% wieder falsch. Im rechten Knie habe ich schon einen Knorpelschaden unter der Kniescheibe, das linke fängt nun scheinbar auch schon an. Trotz sanftem Sport und funcation training. Ich kann immer noch nicht verstehen, dass diese Wissen über unseren Gang und die damit verbundene Biomechanik eine derartige Nische ist. Orthopäden braucht man als Kassenpatin nicht Fragen. Die können nur sagen, ah Knie defekt, OP. Wie man dies aber verhindern hätte können oder wie es dazu kam und ob man noch etwas korrigieren könnte, tja. Das liegt dann daran solche Spezialisten wie die Traunmed auf Eigeninitiative und viel viel viel Glück zu finden. 99% haben eben Pech und müssen sich mit 08/15 Physio zufrieden geben.

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