Wir haben gerade den gesamten Oktober in unserem Zweitdomizil in den italienischen Marken verbracht und waren insgesamt fast zehn Tage mit dem Ernten der Oliven beschäftigt. Wer die Marken nicht kennt: Es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde in Mittelitalien – der Adriastrand zur einen Seite, die Berge der Abruzzen zur anderen. Dazwischen liegen viele Hügel, die alle sehr kleinteilig bewirtschaftet werden. Vier Hektar ist die normale Größe eines Grundstücks, den eine Bauersfamilie bestellt – immer ist so ein Stück Land hügelig. Auch die immergrünen Olivenhaine liegen in mehr oder minder steilen Hängen. Vor meinen Hüft-OPs 2011 war nicht daran zu denken, dass ich da wirklich entscheidend mithelfe. Ich war eher für die „niederen“ Arbeiten zuständig. Das heißt, das Abharken der Oliven mit Handkämmen dort, wo man einigermaßen gerade stehen kann. Oder die „Qualitätskontrolle“ auf flachem Boden, d. h. das Aussortieren der Äste und Blätter, die mit in den Plastikkörben landen. Wer mehr über unsere Oliven und unser inzwischen importiertes superfrisches Olivenöl erfahren will, den verweise ich auf unsere Homepage www.oliopiceno.de.
Nur so viel an dieser Stelle: Erstmals in diesem Jahr haben wir nicht nur unsere 30 Bäume geerntet, die im noch relativ zahm geneigten Gelände stehen, sondern auch die 70 Bäume unserer Bauersfamilie, die dereinst ihr Grundstück geteilt und uns ihr altes Haus im Hang verkauft hat. Diese 70 Bäume stehen mehrheitlich in sehr, sehr, sehr steilem Gelände, gefühlte 90 Grad! Man steht da – natürlich mit festem Schuhwerk – auf relativ rutschigen Netzen und schaut nach oben, um die mehr oder weniger zahlreich an den Ästen hängenden Oliven herunterzukämmen. An einem Tag habe ich das zusammen mit Giacomo, 51, und Nonna Rita, 75, allein gemacht. Das heißt, wir haben auch die prall mit Oliven gefüllten, 20 Kilo schweren Körbe den Hang hinauf zum dort stehenden Fahrzeug geschleppt. Die Männer schaffen das allein, wir Frauen tun uns zusammen: Die kleine Rita oben, die große Heidi unten. Super-Training für die Hüften, kann ich nur sagen! Ganz abgesehen von der Kondition.
Um auf der sicheren Seite zu sein, bin ich vor unserer Abreise noch zu meinem Orthopäden zur Nachkontrolle gegangen. Er hat die Hüften geröntgt und mir bestätigt: alles paletti, nichts gelockert, prima. Als ich ihm von der bevorstehenden Olivenernte erzählte, wollte er noch meine Einbeinstand-Fähigkeit testen, um mir evtl. ein Wackelkissen zu empfehlen. Als ich dann locker mit ihm plaudernd mehrere Minuten auf einem Bein stand, hat er das Kissen wieder weggepackt. Meine Erklärung für den verblüfften Doc: Trampolin-Training auf dem Bellicon und tägliche Gymnastik mit entsprechenden Übungen. Wie wir auch in unserem Buch „Mut zur neuen Hüfte!“ ausführen: Das trainiert die tiefer liegenden kleinen Muskeln, die das Gelenk stabilisieren, ungemein.
Auch in unseren Ratschlägen, die wir mailenden oder anrufenden Patienten gern geben, weisen wir ja immer wieder auf die Notwendigkeit stetiger Bewegung hin. Natürlich hat nicht jeder einen Olivenhain zum Training. Und natürlich macht Bewegung an frischer Luft bei milden 20 Grad, umgeben von einem Duft von wilder Minze, Pinien und Olivenblättern mehr Spaß als das In-die-Pedale-Treten auf dem Hometrainer. Obwohl: Dabei könnte man sich ja auch einen schönen Film über die Olivenernte anschauen. Den haben wir dieses Jahr übrigens von Freunden drehen lassen. Wenn er gut geworden ist, gibt es ihn demnächst auf Youtube und auf unserer Olio Piceno-Homepage zu sehen.
Um das Oliven-Gefühl weiterhin zu Hause zu haben, gibt es übrigens eine prima Idee aus Griechenland, die wir prompt ausprobiert haben: Tee aus getrockneten und gehäckselten Olivenblättern. Da hat man genauso wie beim Olivenöl die gesamte Palette der gesunden Polyphenole und Antioxidantien, die entzündungshemmend, darmreiningend und energiespendend wirken. Ich habe jeden Morgen eine Tasse getrunken, denn Blätter haben wir natürlich gerade genug. Und siehe da: Die ungewohnte körperliche Arbeit hat mir nichts ausgemacht. Kein Muskelkater und viiiieeel Energie. So viel, dass ich abends immer noch an unserem Nachfolge-Buch „Mut zum neuen Knie!“ geschrieben habe. Unsere Grafikerin hat auch immer fleißig gearbeitet und mir den Wetterbericht vom Chiemsee durchgegeben. Der bayerische Herbst war ja auch sehr schön – ideal zum Spazierengehen. Auch eine wichtige Bewegung für die Hüfte und für die Knie. Übrigens können wir Hüften uns freuen: Einer unserer Patienten hat richtig bemerkt „Die Hüft-OP war ihm Vergleich zur Knie-OP ein Spaziergang.“

Vorgeschmack auf unser Buch „Mut zum neuen Knie!“: eine Physio-Übung am Chiemsee mit Heidi Rauch als Patientin und der Manualtherapeutin Birgit Ferber-Busse.
Das Motto-Zitat für unser Knie-Buch ist passenderweise auf Hüft- und Knie-Patienten gleichermaßen zutreffend und stammt von Entertainerin Liza Minnelli, 68: „I`m fine, and my hips are fine. My false knee is fine. My false hips are fine. Everything`s cooking.“ In diesem Sinne: Tanzen Sie wie Liza in den Winter hinein (ja, auch das geht prima mit künstlichen Hüften) und bleiben Sie fit – gern mit Olivenöl und Olivenblätter-Tee!