Wir sind gerade wieder in unserem Zweitdomizil in den italienischen Marken und ich denke zurück an die Zeit vor zwei Jahren: Da habe ich mich mit Hilfe eines Physiotherapeuten in Grottammare fit gemacht für die zweite Hüft-OP, bin täglich in unserem Pool schwimmen gegangen, um die operierte rechte Hüfte zu trainieren und die linke quasi vorzubereiten auf ihr Schicksal. Ich bin morgens schlecht gelaunt aufgestanden, weil ich gemerkt habe, dass die ersehnte Körperbalance nach der einseitigen Hüft-OP nicht eingetreten ist. Der Termin zur zweiten TEP im Oktober war schon fixiert – und ich freute mich darauf!
Die Vorfreude war berechtigt: Erst danach ging es so richtig bergauf. Buchstäblich. Denn unser Haus liegt am Ende eines ziemlich steilen Schotterwegs und den bin ich nach unserer Silvesterfeier – mit heftigem Anstoßen auf die beiden erfolgreichen Titanhüften – täglich hoch marschiert. Wie stolz war ich, wenn ich die 800 Meter geschafft hatte und täglich den Zuwachs meiner Muskeln zu spüren meinte. Auch jetzt gehe ich diesen Weg wieder häufiger hoch, sehr zügig, denn inzwischen sehe ich das eher als morgendliches Herzkreislauf-Konditionstraining. Trotzdem vergesse ich nie – und spüre sie noch heute – die Glücksgefühle über meinen funktionierenden Körper.
Ich freue mich, wenn ich vom Tisch aufstehen kann und sofort schmerzfrei, hoch erhobenen Hauptes und völlig hinkefrei losgehen kann (auf die Toilette oder wohin auch immer). Was war das für ein Rumgemache zuvor? Am Tisch festhalten, so tun, als ob man noch etwas zu besprechen hätte, heimlich testen, ob die kaputten Gelenke wenigstens ein paar Meter mitspielen, Zähne zusammenbeißen und los. Wie froh bin ich heute, wenn ich höre, dass die Schilderungen in unserem Buch „Mut zur neuen Hüfte!“ vielen Menschen einen längeren Leidensweg erspart haben. Und wie sehr wundere ich mich, wenn mich Menschen kontaktieren, die immer noch der Meinung sind, dass es sich lohnen würde, die OP hinauszuzögern. Nein, rufe ich da voller Überzeugung. Das lohnt sich absolut überhaupt gar nicht!!!!
Inzwischen haben meine künstlichen Hüften schon so einiges mitgemacht – viele Golfrunden, viele Skiabfahrten inkl. Stürzen (in meist weichen Schnee) und vor allem tägliche Gymnastikminuten. Ich bilde mir ein, dass sie sich darüber freuen. Na ja, ich rede nicht gerade mit meinen künstlichen Hüften. Aber ich bin der Überzeugung, dass ich heute fitter bin denn je, beweglicher, im wahrsten Sinne des Wortes ausgeglichener und energetischer. Wer weiß, wie viel Energie durch ständige Schmerzen gebunden wird, der wundert sich an dieser Stelle sicher nicht. Wie herrlich befreiend ist es da, wenn die in einem sitzende Energie endlich wieder andere Ziele hat. Man kann z. B. Feste feiern mit Freunden, ohne hinterher völlig platt zu sein (vom Stühle tragen, Wein aus dem Keller holen, in der Küche Herumstehen etc.). Man zuckt nur mit den Schultern, wenn in der U-Bahn wieder einmal die Rolltreppe ausgefallen ist. Oder man probiert im Schuhgeschäft unzählige Schuhe an, weil das Bücken ja nun wieder ganz leicht fällt.
Neulich hatte ich mal wieder meine Reha-Schuhe an. Schlüpfschuhe natürlich, schon ganz ausgeleierte weiche Slipper. Und ich habe meine Krücken in der Ecke im Keller entdeckt. Das alles ist erst zwei Jahre her? Unglaublich. In wenigen Wochen steht die Olivenernte an. Vor zwei Jahren habe ich nur die „niederen“ Arbeiten gemacht. Dieses Jahr bin ich – wie schon letztes Jahr – wieder voll dabei. Ich freue mich jetzt schon darauf – und auf unser köstliches Olivenöl, das wir übrigens seit Anfang 2013 offiziell als Olio Piceno verkaufen. Auch für dieses Projekt, wie für unser Buch, wurde die Energie erst nach meinen Hüft-OPs freigesetzt. Bellissimo!