Es ist wirklich schön, über diesen Blog so viele Kontakte mit weiteren Titanhüften-Trägern zu bekommen bzw. zu erfahren, wie sehr man damit anderen Menschen Mut macht. Deshalb haben mein Blog-Kollege Peter Herrchen (endoprothese.wordpress.com) und ich auch beschlossen, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Arbeitstitel: „Mut zur neuen Hüfte! Ein Hüft-OP-Mutmach-Buch mit zahlreichen Erfahrungsberichten von sportlichen Titanhüften-Trägern“. Letzten Freitag haben wir uns erstmals getroffen, praktischerweise am Ort unserer zweiten Reha, dem schönen Tegernsee. Wer also noch zögert, uns seine Geschichte zu erzählen, der sei hiermit explizit dazu aufgefordert. Wir freuen uns über Mails!
Ein wichtiger Punkt bei allen Hüft-Patienten ist uns das tägliche Training. Ja, wirklich täglich! Nein, keine Ausreden. 20 Minuten am Tag lassen sich finden. Bestimmt. Wenn schon Einschränkungen da sind, dann tun es auch leichte Dehn- und Stoffwechselübungen. Ich habe mir zum Beispiel vor meiner ersten Hüft-OP von meinem Orthopäden (nicht identisch mit meinem Operateur) auf Anraten meiner Physiotherapeutin eine dreiwöchige ambulante Reha verschreiben lassen. Damit sollten die Hüftgelenke mit leichtem Training an Geräten, Physiotherapie, Koordinationstraining in der Gruppe und Bewegungsbad wieder mobilisiert werden, um eine Hüft-OP evtl. noch zu vermeiden. Das hat zwar nicht geklappt, aber meine gesamte Muskulatur war dann doch so gut trainiert, dass ich nach der OP wieder flott auf die Beine kam und auch beim Gehen mit den Krücken keine Probleme hatte. Und leichtes Wippen auf meinem geliebten Mini-Trampolin geht auch immer (www.bellicon.com).
Bereits vor der OP habe ich mir über die Krankenkasse u. a. eine Toilettensitzerhöhung besorgt. Die braucht man, weil man in den ersten Wochen nach der OP das Bein nicht über 90 Grad beugen soll. In der Reha gibt`s die sogar mit Haltegriffen links und rechts. Witziger Nebeneffekt: Als absolute Verfechterin geschlossener Toilettendeckel musste ich es einige Wochen lang „ertragen“, dass der Klodeckel notgedrungen durch das Zusatzteil offen stand. Wie habe ich buchstäblich tief durchgeatmet, als diese Zeit vorbei war…
Turnschuhe zum Reinschlüpfen habe ich mir auch vorher besorgt. Man glaubt gar nicht, wie schwierig es ist, Turnschuhe mit Klettverschluss anstatt mit Schuhbändern zu finden. Denn das Zubinden von Schuhen geht ja wg. der verbotenen Beugung über 90 Grad auch nicht. Die Klettverschlüsse lassen sich mit der Greifzange schließen. Aber noch praktischer fand ich dann doch weiche Slipper ohne alles. Einfach reinschlüpfen und loslegen.
Am Wochenende habe ich übrigens trotz Aprilwetter mein erstes 18-Loch-Golfturnier gespielt, sechs Monate nach der OP. Die erste private 18-Loch-Runde habe ich ja schon nach der 19. Woche gespielt. Das ging relativ locker. Aber so ein Turnier ist doch etwas anderes: fünf Stunden lang konzentriert bleiben, rund 7 km gehen, 54 Mal bücken (18 Mal aufteen, 18 Mal den Ball vom Grün aufheben und markieren, weil er schmutzig ist oder in der Puttlinie des Mitspielers liegt, 18 Mal aus dem Loch holen), 36 Abschläge (= 18 Probeschwünge, 18 tatsächliche Abschläge), bei Par 5-Löchern 3 Fairway-Schläge (plus Probeschwünge), bei Par 4-Löchern 2 Fairway-Schläge, bei Par 3-Löchern im Glücksfall keiner mehr, 18 Pitchs oder Chips – nun ja, auch Nicht-Golfer können es erahnen: Da kommt schon was an Bewegung zusammen. Und je schlechter man spielt, desto mehr Schläge braucht man…. Bei mir waren es leider viel zu viele, so dass ich hinterher relativ frustriert war.
Fazit: Ich muss noch heftig an meiner Kondition arbeiten und sollte vielleicht auch noch die eine oder andere Trainerstunde buchen. Aber glücklicherweise war ich nicht die Einzige, die nach diesem Saisoneröffnungsscramble gejammert hat. Und die anderen haben nicht ein Jahr lang wg. zwei Hüft-OP`s pausiert.
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Tägliches Training…ja, das dämmert mir 2 Monate nach der OP auch langsam.