A wie Außen-Meniskus, Ängste und Apotheken-Umschau

Ich habe Knie! Nein, glücklicherweise keine Arthrose. Meine Knorpelsubstanz, so die Röntgen-Aufnahme und mein Orthopäde, ist 1 A! Aber ich habe einen kleinen Riss im Außen-Meniskus. Wie so etwas kommt? Altersbedingter Verschleiß, musste ich da hören, da ich mich an keinen „Fehltritt“ erinnern konnte. Die Kernspin, auch MRT genannt, hat dazu noch eine – ebenfalls altersbedingte – Abnutzung der Kniescheibe ergeben. Du meine Güte! Da bin ich gerade 58 Jahre alt geworden, und dann das! Offensichtlich bin ich kein Unfall-, sondern ein Verschleiß-Typ. Und was mache ich nun mit den leisen Schmerzen und der eingeschränkten Kniebeuge-Fähigkeit? Abwarten! Ja, genau dazu hat mein von mir sehr geschätzter Erdinger Orthopäde Dr. Kurt Dworschak geraten. Ein bisschen ruhiger treten, im wahrsten Sinne des Wortes, Dehnübungen machen, ein bisschen Rad fahren und nicht so oft hinknien. Gartenarbeit war sowieso nie so mein Ding.

Ganz nebenbei hat der Facharzt meine schlechte Meinung über die Arthroskopie etwas gerade gerückt. Wie Peter Herrchen und ich anhand der Fälle in unserem zweiten Ratgeber aus Patientensicht, „Mut zum neuen Knie!“, feststellen mussten, hilft das zwar tatsächlich nicht mehr bei fortgeschrittener Arthrose, wohl aber, wie ich nun weiß, bei einem Meniskusriss. Meiner heißt übrigens in der Fachsprache „degenerativer Riss“. Klingt auch nicht schöner als Verschleiß. Tatsächlich sollte man kaputtes Meniskusgewebe arthroskopisch entfernen, sobald es beginnt, den Gelenkknorpel zu schädigen. Das könne man auch ambulant machen, meinte mein vorsichtiger Orthopäde. Aber ich solle jetzt mal nichts überstürzen, das könne sich auch wieder geben. Manche Menschen leben mit solchen Rissen ohne Beschwerden.

Das kenne ich ja von der Hüfte: „Wir operieren nicht aufgrund des Röntgenbilds, sondern erst wenn Sie entscheiden, dass es genug des Leidens ist.“ So lautet der Satz mit dem kompetente Operateure ihre Patienten nicht drängen wollen, sondern sie als mündig würdigen. Wenn ich allerdings die jüngsten Fälle, die uns „Mut zur neuen Hüfte!“-Autoren so zugetragen werden, Revue passieren lasse, dann wünsche ich mir doch vor allem Operateure, die ihren Patienten Mut machen anstatt Ängste bei Ihnen zu schüren. Das reicht von Sätzen wie „Der Weg danach wird bestimmt steinig.“ bis hin zu dem unsäglichen Satz „Sie sind ja eigentlich noch zu jung für ein künstliches Gelenk.“ Das sagte doch glatt der Orthopäde zur 68-jährigen Mutter meines Physiotherapeuten (ja, ich gehe wegen des Knies mal wieder zur manuellen Therapie). Herrgott noch einmal: TEPs halten bis zu 25 Jahre, dann ist die Mutter 93 und hat ein wunderbar bewegliches Leben im Alter gehabt! So aber kann sie keine Familien-Spaziergänge mehr mitmachen, sitzt jammernd zu Hause, wird unbeweglicher, einsamer, dicker, griesgrämiger – sorry, ich kenne Ihre Mutter gar nicht, lieber Stefan. Aber das ist ein gängiges Szenario.

Also bitte, liebe mündige Patienten: Suchen Sie sich rasch einen wirklich erfahrenen Operateur, dem sie vertrauen und machen Sie dem Gehumpel und den Schmerzen ein Ende! Das Leben nach der OP ist soooooo wunderbar. Sie werden hinterher gar nicht mehr verstehen, warum sie so lange gewartet haben. Apropos warten: Eine andere Patientin, die ich im August in der Medical Park-Klinik St. Hubertus in Bad Wiessee besucht habe, wollte lieber Teil- anstatt Vollbelastung haben nach der erfolgreichen OP bei Dr. Michael Dienst im OCM München. Und was sagte dieser einfühlsame Operateur, der auch in unserem Buch so gelobt wird: „Machen Sie nur das, womit Sie sich gut fühlen. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Wenn Sie sechs Wochen lang im Drei-Punkt-Gang gehen wollen, dann tun Sie das, auch wenn alle anderen in der Reha im Vier-Punkt-Gang mit ihren Gehhilfen gehen oder gar ohne.“ Ich habe die übrigens relativ junge Patientin darin bestärkt und bin sicher, dass es ihr gut geht am Tegernsee.

Krücken-Recycling: Michael geht mit Fuß-Orthese im Vier-Punkt-Gang.

Krücken-Recycling: Michael geht mit Fuß-Orthese im Vier-Punkt-Gang mit meinen Ex-Hüft-Gehhilfen.

Zum Thema „junge Patienten“ mit Hüftprothese hat übrigens die Apotheken Umschau im Juli-Heft einen großen Beitrag gebracht (S. 22-26). Experte hier ist Dr. Christian Fulghum, Chefarzt der Endogap-Klinik in Garmisch-Partenkirchen, der auch in unseren beiden Büchern in ausführlichen Interviews zu Wort kommt. In dem Artikel heißt es, dass ein gutes Fünftel der rund 210.000 neuen Hüftgelenke im Jahr Menschen unter 60 Jahren eingesetzt wird. Sic! Wer 45 Jahre und älter ist, bei dem wurde, wie bei mir, eben nicht per Ultraschall eine Fehlstellung der Hüftköpfe untersucht. Heute geborene Säuglinge haben es definitiv besser – und ich prognostiziere mal, dass die Anzahl der Hüft-OPs in Zukunft abnehmen wird, nämlich spätestens wenn die 80er Jahrgänge in unser Alter kommen und dann dank Früherkennung und sofortiger Gegenmaßnahmen eben keine Hüft-Arthrose entwickelt haben.

Mein getaptes Knie neben dem frisch operierten Fuß meines lieben Mannes

Mein getaptes Knie neben dem frisch operierten Fuß meines lieben Mannes

Übrigens, was machen die Patienten in dem besagten Artikel „Hüftprothese – Keine Frage des Alters“? Sie spielen Golf! Und was mache ich mit meinem degenerierten Knie? Nach einigen Tagen mit einem schicken blauen Kinesiotape, Einreibungen mit essigsaurer Tonerde, drei Ibuprofen-Tabletten und einer veränderten Morgengymnastik (ohne Übungen auf den Knien, dafür mit vielen Dehnübungen und isometrischem Anspannen der Oberschenkelmuskulatur), bewege ich das Knie sanft auf meinem geliebten Bellicon-Trampolin, fahre Fahrrad im zweiten Gang – und spiele wieder Golf! Erst 9, inzwischen auch schon wieder 18 Löcher. Nächste Woche bin ich auf einem sehr hügeligen Golfplatz im Allgäu. Da habe ich mir allerdings doch lieber einen fahrbaren Untersatz, ein Golf-Cart, bestellt. Man muss es ja nicht übertreiben…

Über heidirauch

Diplom-Journalistin, Kultur PR-Frau (Schloss Amerang, Golfclub München Eichenried), Buchautorin (Mut zur neuen Hüfte, Mut zum neuen Knie, Oliven - Eine Liebeserklärung an den Süden), Teilzeit-Olivenbäuerin mit Oliven-Import aus den Marken (www.oliopiceno.de), Belleggia-Golfschuh-Vertriebsfrau für Deutschland
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Eine Antwort zu A wie Außen-Meniskus, Ängste und Apotheken-Umschau

  1. freiedenkerin schreibt:

    Jetzt, zehn Wochen nach der Hüft-OP, wird von Tag zu Tag die Distanz, die ich ohne zu hinken und ohne Gehhilfen zurück legen kann, größer und länger. Es ist einfach ein herrliches Gefühl!
    Gute Besserung für Ihr Knie und liebe Grüße!

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